Frei von Druck

Frei von Druck

Wie bestellt und nicht abgeholt stehen Christoph und ich auf einem Universtitätscampus in Kamerun. Ich beobachte das bunte Treiben und habe viel Zeit nachzudenken.

  • Erwartungsdruck

Wir befinden uns auf dem Campus von «Yaoundé I». Über die Soundanlage erklärt ein Dozent was das Studium beinhaltet und welche Zukunftsaussichten es bietet. Perspektiven und schnellen Erfolg suchen hier alle Studenten. Ihre Familien haben gespart, um ihnen ein Studium zu ermöglichen. Ihr Investment soll sich lohnen, die Erwartungen an die Studierenden sind entsprechend hoch. Nicht alle halten dem Druck stand.

  • SABTA – Sicheres Auftreten bei totaler Ahnungslosigkeit

Zwischen all den Fachrichtungen wirkt ein Stand deplatziert. Es ist unserer – respektive der von Campus für Christus Kamerun. Willy, der Leiter der Studentenarbeit, hat ihn mit ein paar Volontären in einer Nacht- und Nebelaktion organisiert. Erst gestern hat ihn der Dekan der naturwissenschaftlichen Fakultät bewilligt. Er hörte, dass ihn zwei Schweizer zu sehen wünschen und war neugierig. Wir waren vom spontanen Empfang überrumpelt und stammelten irgendetwas über das Seminar «Erfolgreich Studieren». Zum Glück war Willy dabei und erzählte dem Dekan welche Vorteile «Erfolgreich studieren» mit sich bringt. Seine Argumente überzeugten und nun standen wir also da – vor «unserem» Informationsstand.

  • Neue Perspektiven

«Erfolgreich Studieren» hat ein Mitarbeiter von Campus für Christus Schweiz entwickelt. Es vermittelt Lerntechniken, die die angehenden Studierenden nicht kennen. Bisher haben sie alles auswendig gelernt, was die Lehrperson erzählt hat. Sie kennen weder Lernwerkstätten noch das Lösungsorientierte Lernen. Aber an der Universität sollten sie plötzlich Thesen erstellen, begründen oder widerlegen. Eine Überforderung auf ganzer Linie. Das Seminar schafft Abhilfe und vermittelt Strategien im Umgang mit Druck. Die Seminarreferenten erzählen wie sie mit dem Druck umgegangen sind und welche Hilfe sie im Glauben an Gott gefunden haben. Für alle Interessierten bieten sie Kleingruppen im Büro von Campus für Christus an. Sie erzählen den Studenten von der himmlischen Perspektive und lesen mit ihnen in der Bibel.

  • Eine Frage der Blickrichtung

Welcher Druck droht dein Leben zu zerbrechen? «Ich blicke hinauf zu den Bergen: Woher kann ich Hilfe erwarten? Meine Hilfe kommt von Jahwe, dem Schöpfer von Himmel und Erde», singt David in Psalm 121. Berge, zu denen wir aufblicken können, haben wir in der Schweiz zur genüge. Aber sind wir wirklich auf die Hilfe Jahwes angewiesen? Schauen wir nicht viel mehr auf zu unseren Versicherungen und finanziellen Rücklagen? «Ich brauche nur noch ein bisschen mehr, dann kann ich ruhig schlafen.» Aber so funktioniert das nicht. Umfragen haben gezeigt, dass durch alle Gesellschaftsschichten hinweg, Menschen «nur ein bisschen mehr» brauchen, um glücklich zu sein. Auch ich tappe immer wieder in diese Falle. Kommen wir nächstes Jahr mit unserem kleinen Einkommen zurecht? War es eine gute Idee unsere Wohnung in Grabs zu behalten und so viel von unserem Ersparten herzugeben?

Ich glaube es wird Zeit, dass ich wieder einmal zum «Margeli» (Margelkopf) hochschaue und meinen Blickwinkel justiere.

Sara Rhyner